Zukunftsfähige Schifffahrt und Hafenanlagen

Nachhaltige Binnenschifffahrt

Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Wasserstraßen kann einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung und zum Erreichen der EU-Klimaziele leisten. Die Ansätze für eine nachhaltige und emissionsfreie Binnenschifffahrt sind vielversprechend und deren Umsetzung keine Zukunftsmusik mehr.

Binnenschiffe stoßen im Durchschnitt nur ein Drittel so viel Treibhausgase je transportierte Tonne und Kilometer wie ein Fernverkehrs-Lkw aus. Dabei holen Binnenschiffe große Gütermengen von der Straße, im Schnitt rund 150 Lkw-Ladungen. Auf dem Rhein ersetzen die Containerschiffe sogar 400 Lastkraftwagen. Hier fahren standardmäßig Binnenschiffe, die bis zu drei Leichter zusätzlich befördern können. Die Binnenschifffahrt spielt eine wichtige Rolle, um die Industrie umweltfreundlich und nachhaltig zu versorgen. Und der Umstieg auf klimafreundliche Antriebe wird die Binnenschifffahrt noch nachhaltiger machen.

Weg vom Schiffsdiesel hin zu alternativen Antrieben
Der Anfang zu klimaneutraler Binnenschifffahrt ist gemacht: Im Fährverkehr und der Kurzstrecken-Tagesausflugsschifffahrt sind batterieelektrische Schiffe mittlerweile etabliert. In der Güterschifffahrt gibt es einen ersten Rheinfähigen Koppelverband, der durch Unterstützung einer Brennstoffzelle und den Einsatz von Batterien emissionsfreie Transporte durchführen kann. Als Übergangstechnik ist der Einsatz des Biokraftstoffs HVO 100 geeignet, um den Treibhausgas-Ausstoß der Bestandsflotte zu verringern.

Nachhaltige Hafenanlagen als Zentren nachhaltiger Kreislaufwirtschaft
Auch die Binnenhäfen spielen bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle. Sie rüsten sich dafür, Knotenpunkte für die Energiewende zu werden. Zum einen können dort sperrige und schwere Bauteile für Windkraftanlagen von der Straße auf das Schiff und umgekehrt umgeschlagen werden. Zum anderen können dort aus Übersee importierte strombasierte flüssige und gasförmige Kraft- und Brennstoffe zwischengelagert und in Lkw zur Feinverteilung umgepumpt werden.

Die EU-Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität sieht vor, den Anteil der Binnenschifffahrt am gesamten EU-Güterverkehrsaufkommen bis zum Jahr 2030 um 25 Prozent und bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2015 zu steigern.

Kompakt
  • RBinnenschiffe sparen Emissionen – Sie stoßen nur ein Drittel der Treibhausgase von Lkw je transportierter Tonne und Kilometer aus.
  • RGroße Transportkapazität – Ein Binnenschiff ersetzt durchschnittlich 150 Lkw-Ladungen, auf dem Rhein sogar bis zu 400 Lkw.
  • RNeue Antriebe im Kommen – Batterieelektrische Fähren, Wasserstoff-Schubboote und Biokraftstoffe wie HVO 100 machen die Schifffahrt nachhaltiger.
  • RHäfen als Energiedrehscheiben – Sie lagern erneuerbare Kraftstoffe, ermöglichen Windkraft-Logistik und fördern eine klimafreundliche Kreislaufwirtschaft.
Links
PERSPEKTIVEN

Nachhaltigkeit auf dem Wasser

Alternative Antriebe

Die Zukunft hat bereits begonnen

Die „Mannheim I+II“ der Rhenus Gruppe ist der erste Koppelverband einer komplett neuen Generation: Erstmals werden jetzt Binnenschiffe einer solchen Größe und Leistungsfähigkeit von einer skalierbaren und langlebigen Lithium-Ionen-Batterie in Kombination mit modernsten Stage-VI-Motoren und einer Brennstoffzelle auf Wasserstoffbasis angetrieben. Auch bei starker Strömung wie etwa auf dem Rhein lassen sich die neuen Flaggschiffe damit zuverlässig navigieren. Neben der „Mannheim I+II“ befinden sich zwei weitere Schiffe im Bau, die „Wörth I+II“ und die „Ludwigshafen I+II“. Während die „Ludwigshafen I+II“ ebenfalls einen Wasserstoff-Antrieb erhält, ist die „Wörth I+II“ wasserstoff-ready und kann jederzeit flexibel durch die nachhaltige Brennstoffzelle nachgerüstet werden.

Nach Abschluss einer erfolgreichen Testphase wurde mit der Verkehrszulassung bestätigt, dass die „Mannheim I+II“ alle bau- und sicherheitsrelevanten Vorgaben erfüllt und somit bereit ist, den regulären Betrieb auf den europäischen Wasserstraßen aufzunehmen. Ein bedeutender Schritt für eine nachhaltige Zukunft in der Schifffahrt. Rhenus teilte mit, dass bereits weitere dieser Schiffsmodelle im Bau sind.

Die „Mannheim I+II“ hat als erster Koppelverband weltweit das exklusive Platin-Label für umweltfreundliche Schifffahrt erhalten und wurde im September 2024 auch für nachhaltige Konzepte mit dem Innovationspreis Binnenschifffahrt der Allianz ESA 2024 ausgezeichnet. Auch den Green Award in der Kategorie Gold gewann das Schiff – ein Beleg für die Einhaltung höchster Umweltstandards.

Zusätzliche Vorteile: Mittels Gewichtsverteilung und einem neuartigen Propulsionskonzept verfügen diese neuen Schiffe über eine gute Trimmlage und sind ab einem Tiefgang von 1,20 Meter einsatzbereit – das ermöglicht die Weiterfahrt auch in extremen Niedrigwasserphasen. Die neue Flottengeneration lässt sich zudem teilweise per Remote-Steuerung bedienen und warten.

Grafik: Rhenus SE & CO. KG