Wasserstraßen

Die Havel

Die Havel ist ein rund 334 km langer Fluss, der nordwestlich von Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern entspringt und nach einer langen U-förmigen Schlinge über Berlin und Potsdam westlich von Havelberg (Sachsen-Anhalt) in die Elbe mündet. Historisch bedingt gilt die Havel ab Neustrelitz als Bundeswasserstraße. Für die moderne Güterschifffahrt mit den heute üblichen Schiffsdimensionen ist sie jedoch erst ab der Einmündung in die Havel-Oder-Wasserstraße (HOW) bei Liebenwalde nutzbar. Im Raum Berlin–Potsdam–Brandenburg an der Havel verzweigt sich der Fluss in ein weitläufiges Wasserstraßennetz, bevor er schließlich nach Nordwesten der Elbe zufließt. Ein Kuriosum ist der Havelkanal: Sein Bau wurde 1951 begonnen – mit dem Ziel, dass die DDR-Binnenschifffahrt nicht durch Westberlin fahren musste.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Havel als Wasserstraße für die Metropolregion Berlin beruht auf ihrer Kanalisierung in der Zeit der Industrialisierung. So versorgten etwa die zahlreichen Ziegeleien im Raum Zehdenick die rasant wachsende Stadt mit den charakteristischen gelb-beigen Ziegelsteinen, die bis heute viele Berliner Gebäude prägen. Heute ist die Havel integraler Bestandteil mehrerer überregionaler Wasserstraßenverbindungen. Dazu zählen insbesondere die Havel-Oder-Wasserstraße (HOW), die Berlin mit Stettin und Eisenhüttenstadt verbindet, sowie die Westverbindung über den Elbe-Havel-Kanal, den Mittellandkanal, den Dortmund-Ems-Kanal und das westdeutsche Kanalnetz bis zum Rhein.

Die Havel gehört zu den zahlreichen schiffbaren Gewässern, die Berlin zu einer der wasserreichsten und logistisch gut erschlossenen Großstädte Deutschlands machen – ein Vorteil, der historisch bis ins Mittelalter zurückreicht, als Flüsse die einzige Möglichkeit boten, das sumpfige Berliner Umland zu durchqueren. Mit dem rasanten Wachstum Berlins im 19. Jahrhundert – vom kleinen Ort zur Millionenstadt – spielten die Wasserwege eine zentrale Rolle für die Versorgung mit Baustoffen und Lebensmitteln. Der bekannte Spruch „Berlin wurde aus dem Kahn erbaut“ bringt diese historische Entwicklung auf den Punkt. Heute strebt die Stadt an, die Wasserstraßen – als einer der letzten Verkehrsträger mit freien Kapazitäten – wieder für die Innenstadtlogistik nutzbar zu machen.

Kurz & Kompakt

  • RLänge: 334 km
  • RSchiffbare Kilometer in Deutschland: 285 km
  • RBinnenwasserstraße-Klassifizierung: I (Schiffe bis zu 38,5 Meter), II (Schiffe bis zu 55 Meter), bei Havel und HOW Klasse IV (Schiffe bis 85 Meter)
  • RWichtiger deutscher Hafen: Südhafen Spandau

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